[10.05.2002]

"VERLASSEN - Fotografien aus Sachsen"

Friederike Kübler : Ausstellung vom 23. Mai - 28. Juni 2002

Unter dem Titel "Verlassen - Fotografien aus Sachsen" werden Bilder aus den Jahren 1996 bis 2001 zu sehen sein, die Abgestelltes, Verfallendes und Verlassenes zeigen.
Friederike Küblers Aufnahmen - bröckelnde und fleckige Fassaden, rostige, von Unkraut fast überwucherte Gartenstühle oder zerfallende Jalousien beispielsweise -  oft spontan entstanden,  lenken die Aufmerksamkeit des Betrachters auf das, was bleibt, wenn Orte menschenleer oder Gegenstände dem Menschen plötzlich nutzlos werden. Es sind Momente eines Da-Gewesen-Seins ebenso wie eines plötzlichen Wandels, für die das Dresden der Nachwende natürlich reichlich Motive lieferte. In großer Detailgenauigkeit betreibt die Künstlerin in ihren Bildern oft eine Art vorweggenommener Archäologie eines in den Zeitläufen schon wieder untergehenden Alltags. Lokaler Kern ihrer Aufnahmen ist die Landeshauptstadt; mittlerweile reicht das Areal, das sie mit Ihrer Kamera erschließt, aber von Freiberg bis Görlitz.

BIOGRAPHIE

Friederike Kübler wurde in Haan im Rheinland geboren und erlernte den Beruf einer Floristin und Buchhändlerin. Sie lebte in Solingen, Düsseldorf und Köln. Sie ist verheiratet und hat eine Tochter.
Seit 1989 führten sie zahlreiche Aufenthalte nach Dresden und in die Umgebung. Im Jahre 1995 zog sie mit ihrer Familie nach Dresden-Loschwitz und ist seit dieser Zeit begeisterte Neu-Dresdnerin, die sich die Stadt mit der Kamera erobert.
Sie ist als Fotografin an den Stadtteilbüchern Dresden über Blasewitz, Striesen, Johannstadt und Pieschen beteiligt.



Ausstellungen:

1997 Gegensätze, Galerie im Gang, TU Dresden

1998 Striesenbilder, Stadtsparkasse Dresden, Lauensteiner Straße

1999 Sperling, Adler, Lamm und Co., Fotografien aus Dresden, RP DD

2000 Dresdner Stadtgewächse, Rathaus der Stadt Dresden und Kulturrathaus

2001 Jahreszeiten, Clara-Wolff-Haus des Krankenhauses St.Joseph-Stift DD

2002 Fenster, Kabinettausstellung in der Grafikwerkstatt B 53

2002 Verlassen, Fotografien aus Sachsen, Galerie im Regierungspräsidium Dresden



Friederike Kübler über sich:

"Es war November 1989, ich besuchte zum ersten Mal Dresden:
Im Novembergrau roch ich die Luft, die ich aus meiner Kindheit im Rheinland kannte.
Das Herbstlaub war schon von den Zweigen gefallen und maroder Charme lag über spätherbstlichen Gärten. Baugerüste standen noch nicht an den Häusern, kein Kran störte meine Blicke. Vom Hausmannturm war auch noch nichts zu sehen und am Schillerplatz regelte ein freundlicher Polizist den Verkehr.

Ein Verwandter aus Dresden führte mich damals durch die Stadt und fragte mich, 'Kannst du durch Grau schauen?' Ja, ich konnte! Die erste Führung durch diese wundervolle Stadt hat mich fasziniert und meine Liebe zu ihr geweckt.
Im Spätsommer 1995 zog ich mit Ehemann und Tochter nach Loschwitz, Seit Anfang 1996 ging ich mit meiner Kamera durch die Stadtteile. Detailverliebt wie ich damals wurde, hielt ich Dinge fest, die mir von vergangenen Zeiten erzählten: Fenster, Zäune, Klingelschilder, Haustüren, Türklinken, Stuck, verlassene Autos, Ausrangiertes und vieles mehr.

Für mich begann der Wettlauf mit dem Sanieren. Klingelschilder wurden rausgerissen und erneuert, alte Zäune von wunderbarem Klettergrün befreit und erst mal richtig angestrichen, Stuck überpinselt, alte Fester durch neue ersetzt, Holz durch Plaste. Alte Klinken wichen neuen Türknöpfen mit Sicherheitsschlössern. Trabbis und Zinkmülltonnen verschwanden aus dem Stadtbild, am Schillerplatz regelte eine Ampelanlage den Verkehr. Wir lernten immer mehr Dresdner kennen.

Wo und wann ich meine Fotos gemacht habe, weiß ich nicht mehr. Sie sind zwischen 1996 und 2001 entstanden. Ich wollte keine Dokumentation erstellen, sondern habe spontane Blicke festgehalten.
Manchmal kam ich Tage, Monate oder Jahre später an die Orte zurück, dann war meistens alles verschwunden oder neu, aber war’s auch schöner?

Ich streife weiter durch Dresden und werde immer noch mit meiner Kamera fündig.
Langsam dehne ich meine Suche nach Radeberg, Freiberg, Freital, Pirna und Görlitz aus.
Ich bin hier glücklich, Dresden und die Dresdner haben etwas Gutes!"