[02.01.2003]

„Lebensorte“ – London – Paris – New York – Washington – Florenz

Walter Nessler : Ausstellung vom 08. Januar bis 28. Februar 2003

Die GALERIE IM REGIERUNGSPRÄSIDIUM DRESDEN zeigt in Zusammenarbeit mit dem Ernst-Rietschel-Kulturring e.V. Arbeiten von Walter Nessler, die in Aquarellen wichtige Lebensorte des Künstlers zeigen und setzt mit dieser Ausstellung eine Reihe von Präsentationen fort, die bereits im Jahr 1998 begonnen wurden.

Die Ausstellung entstand mit Unterstützung des Kulturraumes Oberlausitz-Niederschlesien und in Zusammenarbeit mit dem Ernst-Rietschel-Kulturring e.V. sowie der Walter Nessler – Stiftung in Pulsnitz.


Walter Nessler

Lebenslauf ...

Walter Nessler emigrierte vor gut einem halben Jahrhundert aus Dresden und Deutschland, um in London zu leben. Er wurde 1912 in Leipzig geboren und besuchte in den 20er Jahren die Kunstgewerbeschule und Anfang der 30er Jahre die private Malschule „Simonson-Gastelli“ in Dresden. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Werbeleiter in verschiedenen Kaufhäusern der Stadt und als Kulissenmaler für die Tanzschule Mary Wigman.
Mit seiner späteren Ehefrau Prudence Ashbee, die bei Mary Wigmann Tanzunterricht nahm, verließ Walter Nessler 1937 Dresden in Richtung London.

In den Jahren vor seiner Emigration entstand die Karikaturmappe mit dem Titel „Hitler-Alphabet“ und die Illustrationen zum „Schwalbenbuch“ von Ernst Toller. In dieser Zeit wohnte er in der Ostbahnstraße im gleichen Haus mit Hans und Lea Grundig.

1940 wurde Walter Nessler als feindlicher Ausländer im Lager Huyton interniert. Er meldete sich freiwillig zum Pioneer Corps der britischen Armee, aus dem er 1946 entlassen wurde. 1947 wurde das Ehepaar Nessler geschieden. Walter Nessler arbeitete zu der Zeit für die Malborough Gallery, wodurch sich mehrere Parisaufenthalte ergaben. 1953 heiratete er die Österreicherin Erica Ullmann mit der er gemeinsam ein Wohn- und Atelierhaus in West Hampstead bezog.

Ab 1958 gab der Künstler Malkurse am Londoner Woodcroft Institute und studierte selber an der St. Martin’s School of Art bei Elizabeth Frink Bildhauerei.

Verschiedene Reisen führten ihn nach Spanien, Österreich, Italien, in die USA und auf die Insel Korfu, die durch viele Landschaftsaquarelle dokumentiert sind.

Walter Nessler legte sich stilistisch nicht fest, er zeichnete, aquarellierte, malte Ölbilder und probierte sich aus. Er war auf der Suche nach Materialien und Malmitteln – Materialcollagen entstanden, Sand mischte er mit Ölfarbe, wobei durchaus beabsichtigte reliefartige Wirkungen entstanden.

Seit 1960 entwickelte der Künstler seine Assemblagen in Polyester-Technik. In Polyesterharz eingegossene Fundstücke aus Natur und Technik ergaben plastische Bilder. Die verschiedenen Werkgruppen greifen zeitlich ineinander.

In London waren Walter Nesslers Werke in zahlreichen Ausstellungen zu sehen. Seine Arbeiten befinden sich in Privatbesitz und in Museen. In Deutschland dagegen wurden seine Werke nur gelegentlich ausgestellt und oft im thematischen Zusammenhang, so in Neubrandenburg, Wittenberg, Osnabrück, Berlin und Weimar.

1989 verlieh die Hochschule für Bildende Künste in Dresden Walter Nessler die Ehrensenatorwürde.

Der Ernst-Rietschel-Kulturring e.V. zeigte 1995 gut 50 Arbeiten des Künstlers in Pulsnitz und organisierte weitere Personalausstellungen in Dresden und Görlitz.

Walter und Erica Nessler entschlossen sich, das künstlerische Gesamtwerk Walter Nesslers in eine rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts einzubringen, deren Betreuung der Ernst-Rietschel-Kulturring e.V. übernommen hat. Die Stiftung hat ihren Sitz im Ernst-Rietschel-Geburtshaus und dient dem Zweck, den künstlerischen Nachlass von Walter Nessler so zu bewahren, zu erschließen und in einer veränderbaren Auswahl zu präsentieren, dass er der Öffentlichkeit und ihrem Kunstverständnis dient und die Erforschung einer besonderen Epoche der deutschen und internationalen Kunstgeschichte fördert, in deren Zentrum die Emigration deutscher Künstler in der Zeit des Nationalsozialismus steht.

625 Arbeiten von Walter Nessler aus allen Schaffensperioden befinden sich bereits in Pulsnitz und wurden katalogisiert und restauratorisch bearbeitet.

Das erwähnte „Hitler-Alphabet“ ist vom Ernst-Rietschel-Kulturring e.V. in einer einmaligen Auflage von 300 arabisch und 30 römisch nummerierten Exemplaren, die vom Künstler signiert sind, aufgelegt worden und über die Galerie des Ernst-Rietschel-Kulturringes e.V., Rietschelstr. 16, 01896 Pulsnitz erhältlich.