Aktuelles
[27.01.2023]
Besuch bei der Landesfachstelle am 18. Januar - ein Rückblick von Jan-Luca Albrecht
Jan-Luca Albrecht, wissenschaftlicher Volontär an der SLUB, hat in einem Blogbeitrag für die Kolleginnen und Kollegen der SLUB über seinen Besuch am 18.01.2023 in der Landesfachstelle berichtet. Seine Eindrücke von diesem Tag dürfen wir auch auf unserer Homepage teilen - herzlichen Dank dafür!
Jan-Luca Albrecht hat Geschichte und Philosophie in Halle (Saale) und Erfurt studiert. Seit Oktober 2022 absolviert er sein wissenschaftliches Volontariat an der SLUB Dresden und der HU Berlin.
Mein Besuch bei der Sächsischen Landesfachstelle für öffentliche Bibliotheken in Chemnitz
Die Landesfachstelle – ein Kaleidoskop an Aufgaben
Die Sächsische Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken (LFS) und die SLUB gehören seit Januar 2022 zusammen. Im Rahmen meines Volontariats habe ich die Kolleginnen und Kollegen in Chemnitz für einen Tag besucht, und möchte gerne den Tag Revue passieren lassen.
Seit kurzer Zeit ist das Team in Chemnitz wieder vollzählig, worüber sich der Leiter, Herr Langer, sehr freut. Angesichts der Aufgaben, die der Landesfachstelle zukommen, ist dies gut nachvollziehbar. Fünf Kolleginnen und zwei Kollegen kümmern sich um die – sage und schreibe – 400 öffentlichen Bibliotheken in Sachsen. Dabei haben die öffentlichen Bibliotheken je nach Größe und Lage ganz unterschiedliche Bedürfnisse, woraus sich für die Landesfachstelle eine kunterbunte Mischung an Aufgaben ergibt. Grundsätzlich gilt jedoch, die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Bibliotheken zu fördern und sie zu attraktiven Orten der Information, der Begegnung und des lebenslangen Lernens auszubauen. Ich stelle an dieser Stelle nur eine Auswahl an Aufgaben vor, die zum Ziel führen sollen.
Konzipieren und vernetzen
Um das sächsische Bibliothekswesen weiterzuentwickeln, bedarf es Konzepte und Strategien. Dabei gilt es nicht nur Ideen in Zusammenarbeit mit den Bibliothekarinnen und Bibliothekaren zu entwerfen. Auf jede öffentliche Bibliothek kommt eine kommunale Verwaltung, ein*e Bürgermeister*in oder ein Landratsamt, die mitgedacht und mitbedacht werden wollen. Gemeinsam gilt es Bibliotheksentwicklungspläne zu erarbeiten und Impulse zu setzen. Ein Beispiel ist das Projekt Bildung für nachhaltige Entwicklungen, an dem die Landesfachstelle maßgeblich beteiligt war – und noch ist. Ein Ergebnis davon ist eine Handreichung, die rund ums Thema informiert und Anregungen schafft.
Die Landesfachstelle fördert auch die Vernetzung und die Zusammenarbeit von öffentlichen Bibliotheken. Darunter fällt einerseits die Mitorganisation des Buchsommers in Sachsen, andererseits aber auch die Bildung von Konsortien und Verbünden, sodass sich Produkte und Services zu Vorteilspreisen erwerben lassen. Ein Beispiel dafür ist das Onilo-Konsortium Sachsen: Onilo präsentiert Geschichten für Kinder auf digitalen Medien, weshalb es besonders gern in Bibliotheken und Schulen eingesetzt wird. Es vermittelt nicht nur Wissen, sondern im gleichen Zuge auch Medienkompetenz.
Provenienzforschung?
Eine vergleichsweise neue Aufgabe der Landesfachstelle ist die Provenienzforschung, die seit Oktober 2021 in Form einer Koordinierungsstelle an der Landesfachstelle verortet ist. In der Tat ist die Provenienzforschung auch an öffentlichen Bibliotheken von Bedeutung, immerhin besitzen 78 öffentliche Bibliotheken in Sachsen Altbestände. Dabei lässt sich derzeit noch nicht genau beziffern, wie viele Medien die Altbestände zusammengenommen umfassen. Klar ist jedoch die Tatsache, dass sich darunter widerrechtlich entzogen Kulturgüter befinden, deren Herkunft es zu identifizieren gilt, um Eigentum bestenfalls restituieren zu können. Am Beginn des Prozesses steht zunächst ein Erstcheck, sprich der Sichtung von Medienbeständen vor Ort. Ausgehend von dem Bestand und den Indizien führt die Provenienzforschung zu kleineren und größeren Funden. In Bautzen konnte beispielsweise die Büchersammlung einer jüdischen Unternehmensfamilie aus Berlin – Teile der verschollen geglaubten HERTIE-Bibliothek – identifiziert werden.
Ergänzungsbestände & Fortbildungen
Eine große Herausforderung für die Landesfachstelle ist der Umstand, dass sie öffentliche Bibliotheken nicht finanziell unterstützen kann, dabei wären gerade kleinere, ländlichere Bibliotheken mit einem zusätzlichen Budget– neben dem der Kommunen – gesegnet, um Leserinnen und Lesern aktuelle Literatur in angemessener Anzahl bieten zu können. Die Landesfachstelle leistet ihren Beitrag zur Literaturversorgung durch die sogenannte Ergänzungsbibliothek. Die öffentlichen Bibliotheken können sich Bücher, CDs, Blue-Rays und Konsolenspiele in Chemnitz für mehrere Monate ausleihen, um sie in der eigenen Bibliothek aufzustellen und den Nutzer und Nutzerinnen zur Verfügung zu stellen. Es ist keine Seltenheit, dass ein*e Bibliothekar*in an einem Tag 500 Medien zurückgibt, um im gleichen Zuge eine ähnlich große Menge neuer Medien in die Gemeindebibliothek wieder mitzunehmen.
Die Landesfachstelle unterstützt ferner die Bibliothekare und Bibliothekarinnen, indem sie Fortbildungen anbietet. Der Themenvielfalt ist dabei im Prinzip keine Grenzen gesetzt und richtet sich nach Bedürfnissen, Anforderungen und Trends. Derzeit finden Informationsveranstaltungen zur Umsatzsteuer in Bibliotheken statt, aber auch zum Wissensmanagement bei Generationenwechsel und zu digitalen Ralleys, die sich mit der App Actionbound gestalten lassen.
110jähriges Jubiläum
Als Nutzer von öffentlichen Bibliotheken ist mir die Landesfachstelle zwar nie begegnet, ihre strukturelle Bedeutung für die öffentliche Bibliothekslandschaft ist mir aber spätestens mit meinem Besuch in Chemnitz deutlich geworden. In diesem Sinne freue ich mich auf die gemeinsame Zukunft von SLUB und Landesfachstelle. Und ein Grund zur Feier steht auch schon unmittelbar bevor: Nachdem die Landesfachstelle ursprünglich 1914 als Staatliche Zentralstelle für volkstümliches Büchereiwesen im Königreich Sachsen in Leipzig gegründet worden war, feiert sie 2024 ihr 110jähriges Bestehen. Ich freue mich auf das Jubiläum und bin gespannt, welche Synergieeffekte sich aus dem Zusammenschluss von LFS und SLUB entwickeln lassen.
Wer die neuen Kolleginnen und Kollegen kennenlernen möchte, kann sich ein Bild von ihnen im neuen Newsletter machen. Der Newsletter BibInfoNews erscheint mehrmals im Jahr und gibt einen wesentlich ausführlicheren Einblick in die Arbeit, als mein kleiner Rückblick.
Jan-Luca Albrecht hat Geschichte und Philosophie in Halle (Saale) und Erfurt studiert. Seit Oktober 2022 absolviert er sein wissenschaftliches Volontariat an der SLUB Dresden und der HU Berlin.
Mein Besuch bei der Sächsischen Landesfachstelle für öffentliche Bibliotheken in Chemnitz
Die Landesfachstelle – ein Kaleidoskop an Aufgaben
Die Sächsische Landesfachstelle für Öffentliche Bibliotheken (LFS) und die SLUB gehören seit Januar 2022 zusammen. Im Rahmen meines Volontariats habe ich die Kolleginnen und Kollegen in Chemnitz für einen Tag besucht, und möchte gerne den Tag Revue passieren lassen.
Seit kurzer Zeit ist das Team in Chemnitz wieder vollzählig, worüber sich der Leiter, Herr Langer, sehr freut. Angesichts der Aufgaben, die der Landesfachstelle zukommen, ist dies gut nachvollziehbar. Fünf Kolleginnen und zwei Kollegen kümmern sich um die – sage und schreibe – 400 öffentlichen Bibliotheken in Sachsen. Dabei haben die öffentlichen Bibliotheken je nach Größe und Lage ganz unterschiedliche Bedürfnisse, woraus sich für die Landesfachstelle eine kunterbunte Mischung an Aufgaben ergibt. Grundsätzlich gilt jedoch, die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Bibliotheken zu fördern und sie zu attraktiven Orten der Information, der Begegnung und des lebenslangen Lernens auszubauen. Ich stelle an dieser Stelle nur eine Auswahl an Aufgaben vor, die zum Ziel führen sollen.
Konzipieren und vernetzen
Um das sächsische Bibliothekswesen weiterzuentwickeln, bedarf es Konzepte und Strategien. Dabei gilt es nicht nur Ideen in Zusammenarbeit mit den Bibliothekarinnen und Bibliothekaren zu entwerfen. Auf jede öffentliche Bibliothek kommt eine kommunale Verwaltung, ein*e Bürgermeister*in oder ein Landratsamt, die mitgedacht und mitbedacht werden wollen. Gemeinsam gilt es Bibliotheksentwicklungspläne zu erarbeiten und Impulse zu setzen. Ein Beispiel ist das Projekt Bildung für nachhaltige Entwicklungen, an dem die Landesfachstelle maßgeblich beteiligt war – und noch ist. Ein Ergebnis davon ist eine Handreichung, die rund ums Thema informiert und Anregungen schafft.
Die Landesfachstelle fördert auch die Vernetzung und die Zusammenarbeit von öffentlichen Bibliotheken. Darunter fällt einerseits die Mitorganisation des Buchsommers in Sachsen, andererseits aber auch die Bildung von Konsortien und Verbünden, sodass sich Produkte und Services zu Vorteilspreisen erwerben lassen. Ein Beispiel dafür ist das Onilo-Konsortium Sachsen: Onilo präsentiert Geschichten für Kinder auf digitalen Medien, weshalb es besonders gern in Bibliotheken und Schulen eingesetzt wird. Es vermittelt nicht nur Wissen, sondern im gleichen Zuge auch Medienkompetenz.
Provenienzforschung?
Eine vergleichsweise neue Aufgabe der Landesfachstelle ist die Provenienzforschung, die seit Oktober 2021 in Form einer Koordinierungsstelle an der Landesfachstelle verortet ist. In der Tat ist die Provenienzforschung auch an öffentlichen Bibliotheken von Bedeutung, immerhin besitzen 78 öffentliche Bibliotheken in Sachsen Altbestände. Dabei lässt sich derzeit noch nicht genau beziffern, wie viele Medien die Altbestände zusammengenommen umfassen. Klar ist jedoch die Tatsache, dass sich darunter widerrechtlich entzogen Kulturgüter befinden, deren Herkunft es zu identifizieren gilt, um Eigentum bestenfalls restituieren zu können. Am Beginn des Prozesses steht zunächst ein Erstcheck, sprich der Sichtung von Medienbeständen vor Ort. Ausgehend von dem Bestand und den Indizien führt die Provenienzforschung zu kleineren und größeren Funden. In Bautzen konnte beispielsweise die Büchersammlung einer jüdischen Unternehmensfamilie aus Berlin – Teile der verschollen geglaubten HERTIE-Bibliothek – identifiziert werden.
Ergänzungsbestände & Fortbildungen
Eine große Herausforderung für die Landesfachstelle ist der Umstand, dass sie öffentliche Bibliotheken nicht finanziell unterstützen kann, dabei wären gerade kleinere, ländlichere Bibliotheken mit einem zusätzlichen Budget– neben dem der Kommunen – gesegnet, um Leserinnen und Lesern aktuelle Literatur in angemessener Anzahl bieten zu können. Die Landesfachstelle leistet ihren Beitrag zur Literaturversorgung durch die sogenannte Ergänzungsbibliothek. Die öffentlichen Bibliotheken können sich Bücher, CDs, Blue-Rays und Konsolenspiele in Chemnitz für mehrere Monate ausleihen, um sie in der eigenen Bibliothek aufzustellen und den Nutzer und Nutzerinnen zur Verfügung zu stellen. Es ist keine Seltenheit, dass ein*e Bibliothekar*in an einem Tag 500 Medien zurückgibt, um im gleichen Zuge eine ähnlich große Menge neuer Medien in die Gemeindebibliothek wieder mitzunehmen.
Die Landesfachstelle unterstützt ferner die Bibliothekare und Bibliothekarinnen, indem sie Fortbildungen anbietet. Der Themenvielfalt ist dabei im Prinzip keine Grenzen gesetzt und richtet sich nach Bedürfnissen, Anforderungen und Trends. Derzeit finden Informationsveranstaltungen zur Umsatzsteuer in Bibliotheken statt, aber auch zum Wissensmanagement bei Generationenwechsel und zu digitalen Ralleys, die sich mit der App Actionbound gestalten lassen.
110jähriges Jubiläum
Als Nutzer von öffentlichen Bibliotheken ist mir die Landesfachstelle zwar nie begegnet, ihre strukturelle Bedeutung für die öffentliche Bibliothekslandschaft ist mir aber spätestens mit meinem Besuch in Chemnitz deutlich geworden. In diesem Sinne freue ich mich auf die gemeinsame Zukunft von SLUB und Landesfachstelle. Und ein Grund zur Feier steht auch schon unmittelbar bevor: Nachdem die Landesfachstelle ursprünglich 1914 als Staatliche Zentralstelle für volkstümliches Büchereiwesen im Königreich Sachsen in Leipzig gegründet worden war, feiert sie 2024 ihr 110jähriges Bestehen. Ich freue mich auf das Jubiläum und bin gespannt, welche Synergieeffekte sich aus dem Zusammenschluss von LFS und SLUB entwickeln lassen.
Wer die neuen Kolleginnen und Kollegen kennenlernen möchte, kann sich ein Bild von ihnen im neuen Newsletter machen. Der Newsletter BibInfoNews erscheint mehrmals im Jahr und gibt einen wesentlich ausführlicheren Einblick in die Arbeit, als mein kleiner Rückblick.