Medieninformationen 2011 [LDD]
[46/2011 - 09.09.2011]
Naturnahes Südbett für den Weißen Schöps
Landesdirektion Dresden schließt Planfeststellung für Flussverlegung am Tagebau Reichwalde ab
Die Landesdirektion Dresden hat die Umverlegung und den Ausbau des Weißen Schöps am Tagebau Reichwalde im Landkreis Görlitz genehmigt. Die Entscheidung ist das Ergebnis eines Planfeststellungsverfahrens, das die Behörde auf Antrag der Vattenfall Europe Mining AG (Vattenfall) durchgeführt hat.
Der Aufschluss des Tagebaus Reichwalde begann in der DDR im Jahr 1980. Um den Braunkohleabbau zu ermöglichen, wurde in den Jahren 1977 bis 1987 der natürliche Verlauf des Weißen Schöps zwischen Schadendorf und Rietschen unterbrochen und abschnittsweise ein künstlicher Flusslauf entlang der nördlichen Grenze des Abbaufeldes Reichwalde-Süd hergestellt. 1999 wurde die Kohleförderung dort jedoch zunächst eingestellt und der Tagebaubetrieb gestundet.
Nunmehr beabsichtigt Vattenfall, inzwischen Bergwerkseigentümerin des Tagebaus Reichwalde, die Kohlegewinnung bei Reichwalde ab 2015 in Richtung Norden weiter zu führen. Um das Fortschreiten des Tagebaus in das Nordfeld zu ermöglichen, muss der vor rund einem Vierteljahrhundert verlegte Weiße Schöps jetzt ein weiteres Mal verlegt werden. Das Vorhaben sieht die Beseitigung eines Großteils des zwischen 1977 und 1987 geschaffenen künstlichen Flusslaufes vor. Der Weiße Schöps erhält anstatt dessen über eine Strecke von rund acht Kilometern ein neues Bett, mit dem das Gewässer südlich um das gesamte Abbaufeld herumgeführt wird. Auf der Umbaustrecke anliegende Fließgewässer - etwa die Raklitza, der Neugraben und der Schwarze Schöps - sind in den anstehenden Gewässerum- und -ausbau einbezogen.
Mit der neuen Trassierung für den Weißen Schöps wird ein endgültiger und zugleich naturnaher Verlauf des Flusses erreicht. Dafür wird zwischen Rietschen und Hammerstadt zunächst der frühere Altlauf des Flusses genutzt. Östlich von Hammerstadt knickt der Fluss nach Südwesten, mäandriert im neuen Bett zwischen dem Alttagebau und Alt- und Neuliebel auf Reichwalde zu, strömt schließlich in ein bereits vorbereitetes Trockenbett südöstlich von Reichwalde ein und mündet südlich der Ortschaft in den Schwarzen Schöps.
Das Flussprofil selbst wird natürlichen Flussläufen so weit wie möglich nachgebildet. Dazu gehören unter anderem die Vermeidung eines kanalartigen Trapezprofils im Flussquerschnitt, die Herstellung eines mäandrierenden Verlaufes, das Einbringen von Tritt- und Störsteinen in den Flusslauf, unregelmäßige punktuelle Gewässeraufweitungen oder die Einrichtung von Stillgewässerbereichen.
Auf der Ausbaustrecke wird der Wasserlauf durchgängig durchlässig für die Wasserfauna und -flora sein. Damit ist die wichtigste Voraussetzung für einen guten ökologischen Zustand des Flusses gegeben. Mit der Errichtung oder Änderung von Hochwasserschutzanlagen am Weißen und am Schwarzen Schöps wird zudem auch den Erfordernissen des Flutschutzes vor Ort Rechnung getragen.
Das nun abgeschlossene wasserrechtliche Planfeststellungsverfahren bündelt insgesamt über 75 Teilvorhaben aus den Bereichen des Wasserbaus und des Hochwasserschutzes. Dazu gehören zum Beispiel mehrere Düker und Furten, eine Sohlgleite und zwei Fischaufstiegsanlagen, Hochwasserschutzdeiche und der Rückbau nicht mehr benötigter Wehre. Der Beschluss regelt darüber hinaus - etwa bei neu zu errichtenden Brücken - auch Maßnahmen aus dem Straßenbau.
Größe und Komplexität geben dem Vorhaben eine Ausnahmestellung unter den wasserrechtlichen Planfeststellungen. Allein der Beschlusstext umfasst mehr als 300 Seiten, ergänzt um die in 30 Ordnern enthaltenen Planunterlagen. Zwischen Antragstellung und Verfahrensabschluss lagen dennoch lediglich 21 Monate.
Die Umverlegung soll bis 2014 vollständig abgeschlossen sein. Erste den Bau vorbereitende Maßnahmen wurden bereits im November 2010 begonnen, einzelne Teilvorhaben sind nach der Zulassung eines vorzeitigen Maßnahmebeginns durch die Landesdirektion seit Juli des laufenden Jahres in Angriff genommen worden.
„Mit der erneuten Verlegung des Weißen Schöps kann die ursprüngliche Landschaft nicht wieder hergestellt werden. Aber anders als bei früheren Verlegungen wird die Bilanz nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch positiv sein. Der Fluss erhält die Natürlichkeit zurück“, resümiert Dietrich Gökelmann, Präsident der Landesdirektion Dresden, das Ergebnis des Planfeststellungsverfahrens.