Medieninformationen 2011 [LDD]
[20/2011 - 02.05.2011]
Der melancholische Antiquar
GALERIE IN DER LANDESDIREKTION zeigt neuere Arbeiten von Hans-Jürgen Reichelt
Die GALERIE IN DER LANDESDIREKTION eröffnet am Mittwoch, den 4. Mai 2011 eine umfangreiche Werksschau von Hans-Jürgen Reichelt. Der in der Dresdner Neustadt ansässige Maler, Grafiker und Restaurator zeigt im Casinogebäude in der Stauffenbergallee 2 unter dem Titel "Selbstermunterung" Malerei und Druckgrafik aus den Jahren 2000-2011. Die Ausstellung wird mit freundlicher Unterstützung des Ernst-Rietschel-Kulturring Pulsnitz präsentiert.
Helmut Koller, Abteilungsleiter in der Landesdirektion Dresden, wird die Gäste zur Vernissage der Werkschau um 18:00 Uhr begrüßen. Die Dresdner Autorin Kerstin Becker führt anschließend mit einer Laudatio in das Werk Hans-Jürgen Reichelts ein. Für einen spannungsvollen musikalischen Rahmen der Veranstaltung sorgt der Cellist Peter Koch.
Hans-Jürgen Reichelt wurde 1956 in Olbernhau geboren. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend im erzgebirgischen Seiffen. Zwischen 1979 und 1982 studierte Reichelt die Restaurierung baugebundener Kunst in Potsdam, war anschließend als Museumsrestaurator in Seiffen tätig und baute dort gleichzeitig ein altes Holzmacherhaus zum Atelierwohnhaus um. Ab 1986 entstanden erste Radierungen, von 1990 an ist Hans-Jürgen Reichelt freiberuflich tätig. 1999 trennt er sich von seiner Familie, zieht in die Dresdner Neustadt um und richtet sich 2007 ein Atelier in der ehemaligen Lava-Fabrik in Dresden-Pieschen ein.
Hans-Jürgen Reichelts Werk ist sowohl stilistisch wie auch thematisch breit gefächert. Neben altmeisterlich präzis ausgeführten Radierungen, die verfallene Gehöfte und detailreiche, oft wie aus der Zeit gefallene Landschaften festhalten oder – in der "Antiquar"-Serie – vielschichtige, magisch-realistische Geschichten erzählen, gibt es ein große Zahl von Frauenporträts, aber auch großformatige Landschaften in Öl- oder Acrylfarbe.
Was diese Arbeiten verbindet, sind Melancholie und Idylle. In seinen Bildern versammelt er seine Sehnsüchte, darin ähnlich jenem in seinen Grafiken immer wieder auftauchendem Antiquar, der - ein Chronist der Dinge - unermüdlich um sich häuft, was Vorfahren und Zeitgenossen im Vorwärtsschreiten zurückließen oder losschlagen wollten. Es kann nicht überraschen, dass in Reichelts eigener Internet-Biografie Worte wie "unverbaut" und "ursprünglich" auftauchen.
Die Sujets sind unter dem Gesichtspunkt einer solchen Grundhaltung fast zwangsläufig: Der romantisierende Blick des Grafikers gilt den unaufgeräumten, manchmal auch verlassenen Kammern und Kellern ländlicher Behausungen, den Ruinen und Grundmauern, die bleiben, wenn die Menschen längst gegangen sind. Reichelts Landschaften in Öl oder Acryl sind groß - Äcker, Baumgruppen, im Hintergrund Hügel und darüber weite, wallende Himmel - und sie sind leer geräumt. Bukolien ist offenbar auch in der Nähe von Rietschen oder um Nossen herum zu finden.
Viele seiner Porträts wiederum – mal Aquarelle, mal Ölarbeiten - sprechen von der Bewunderung, die ihn für die weibliche Schönheit beseelt, und von der Verzauberung, die von ihr ausgeht. Dem kann man nachspüren und nachgeben, ohne es je zu verstehen. Denn so groß die Sehnsucht auch sein mag: Diese jungen Frauen, in Kleidern, die das Feminine betonen, in Haltung und Blick eher nach innen gewandt - sie bleiben Wesen einer eigenen, allenfalls oberflächlich zugänglichen Welt.
In der GALERIE IN DER LANDESDIREKTION wird alles dies ausschnittweise zu sehen sein. Wenn Hans-Jürgen Reichelt seine Ausstellung "Selbstermunterung" genannt hat, so ist das vermutlich aber wohl weniger werkbezogen als vielmehr autobiografisch gemeint: Was an der Stauffenbergallee gezeigt wird, stammt aus der Dresdner Epoche seines Schaffens, der Zeit nach 1999, die für ihn einen Neuanfang bedeutete und die er in bewusster Distanz zum vorher nicht ohne persönliche Verluste abgeschlossenen Seiffener Lebensabschnitt gestaltet hat.
Interessenten können Hans-Jürgen Reichelts Ausstellung „Selbstermunterung“ vom 5. Mai bis 15. Juli 2011 in der GALERIE IN DER LANDESDIREKTION (Casinogebäude) besuchen. Die GALERIE IN DER LANDESDIREKTION (www.ldd.sachsen.de/galerie), Stauffenbergallee 2, 01099 Dresden, ist von Montag bis Donnerstag zwischen 9:00 und 18:00 Uhr sowie freitags zwischen 9:00 und 14:00 Uhr geöffnet.